Warum Design-Systeme total überbewertet sind

Design-Systeme sind das neue Gold. Jeder will eins. Jeder baut eins. Jeder pflegt eins. Und alle tun so, als wäre das die Lösung für alles. Ich sage: Design-Systeme sind überbewertet. Und zwar gewaltig.

Ich bin UX-Designer. Ich baue Interfaces, die funktionieren. Und ich weiß: Kein Nutzer interessiert sich für Tokens, Komponenten oder Guidelines. Nutzer:innen wollen Klarheit. Orientierung. Wirkung. Und die entsteht nicht durch Systemtreue – sondern durch mutige Entscheidungen.

Design-Systeme lösen keine Probleme. Sie dokumentieren sie.

Ich habe Projekte erlebt, in denen das Design-System zur Ausrede wurde:

  • „Das ist so im System vorgesehen.“
  • „Das Pattern ist validiert.“
  • „Das können wir nicht ändern – sonst wird’s inkonsistent.“

Und während man sich durch Figma-Bibliotheken klickt, bleibt das eigentliche Problem ungelöst: Das Produkt ist unverständlich. Der Flow ist holprig. Die Nutzer:innen sind frustriert.

UX heißt: Probleme lösen, nicht Komponenten verwalten.

Wer nur im System denkt, hört auf zu gestalten

Design-Systeme sind bequem. Sie geben Sicherheit. Sie reduzieren Diskussionen. Aber sie machen auch träge. Ich sehe Teams, die lieber systemkonform bleiben als mutig zu testen. Ich sehe Designer:innen, die lieber dokumentieren als entscheiden. Ich sehe Produkte, die zwar perfekt ins Raster passen – die aber niemand versteht.

UX braucht Mut, nicht starre Muster.

Ich breche Regeln, wenn sie im Weg stehen

Ich arbeite visuell, iterativ, nutzerzentriert. Und ich weiß:

  • Gute UX entsteht nicht durch Konformität, sondern durch Kontext.
  • Ein Button, der gegen die Guideline verstößt, kann genau der Richtige sein.
  • Ein Flow, der nicht im System steht, kann genau das Problem lösen.

Ich baue, teste, lerne. Und wenn das System im Weg steht, gehe ich drum herum. Nicht aus Trotz. Sondern aus Verantwortung.

Mein Fazit

Design-Systeme sind Werkzeuge. Aber sie sind keine Lösung. Sie sind überbewertet, wenn sie zur Religion werden. Und sie sind gefährlich, wenn sie Gestaltung ersetzen. Ich bin UX-Designer. Ich arbeite für Nutzer:innen – nicht für Komponenten.

Wer hat's geschrieben?

  • Christoph
    UX-Designer

    Christoph ist UX-Professional mit über 25 Jahren Erfahrung. Bei der Haufe Group verantwortet er mit seinen Kolleg:innen die UX der Cloud-Software Lexware Office. Praxisnah, direkt und nutzerzentriert hat er keine Geduld für Dogmen. In seinen Texten betont er: UX bedeutet Wirkung, nicht Selbstbespiegelung. Er kämpft für Klarheit, bricht Regeln, wenn sie hinderlich sind, und zeigt: Gute Produkte entstehen nicht durch Konsens, sondern durch mutige Entscheidungen.

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